Dass das zweite Quartal viel besser lief als erwartet, das hatte der Software-Konzern SAP ja bereits vorab verraten. Dennoch gelang es Deutschlands wertvollstem Dax-Unternehmen, die Analysten und Investoren zu Wochenbeginn nochmals positiv zu überraschen und den Aktienkurs in die Höhe zu treiben. SAP kündigte an, Teile seiner US-amerikanischen Tochter Qualtrics in New York an die Börse zu bringen. Zudem stellte der Hersteller von Unternehmens-Software weitere Zukäufe in Aussicht. Die Börsianer freuen diese Pläne, der Kurs stieg am Montag zeitweise um knapp vier Prozent auf 140 Euro.
Der Börsengang von Qualtrics eröffne neuen Spielraum für weitere Investitionen oder gar Zukäufe, kündigte SAP-Finanzvorstand Luka Mucic an. Wann genau der Börsengang kommt, sagte Mucic nicht. Auf die Frage, wie viele Anteile die Walldorfer verkaufen wollen, sprach er von "zehn bis 15 Prozent oder sogar ein bisschen mehr". Vorstandschef Christian Klein betonte, SAP werde langfristig die Mehrheit an Qualtrics halten: "Wir sind auf lange Sicht dabei." SAP hatte Qualtrics Anfang 2019 für etwa acht Milliarden US-Dollar gekauft. Es war der zweitgrößte Zukauf in der Firmengeschichte. Kritiker warfen dem damaligen SAP-Chef Bill McDermott vor, der Preis sei überteuert. Dieser Vorwurf könnte sich nun als falsch erweisen, falls die Bewertung angesichts des positiven Marktumfelds für Tech-Firmen an den US-Börsen noch höher ausfällt. Nach Angaben des Analysten Julian Serafini von der Investmentbank Jefferies könnte die Spanne zwischen fünf und 14 Milliarden liegen.
Qualtrics ist die kleinste SAP-Tochter, sie bietet eine Software-Plattform an, mit der Firmen Feedback und Daten von Kunden und Mitarbeitern sammeln und diese in Echtzeit analysieren und weiterverarbeiten können. Das Angebot ermöglicht Händlern ein genaueres Steuern von Werbung und Marketing. Trotz der Corona-Pandemie kletterten die Erlöse von Qualtrics im zweiten Quartal um 32 Prozent.
Auch der Gesamtkonzern steckte die Corona-Krise überraschend gut weg: Der Nettogewinn von Europas größtem Softwarehersteller kletterte im zweiten Quartal auf 885 Millionen Euro, das sind 52 Prozent mehr als im Vorjahresquartal. Dieses Plus erklärt sich zu einem Großteil auch damit, dass im Vorjahr ein Stellenabbauprogramm knapp 200 Millionen kostete.
SAP bestätigte den Ausblick für 2020 wie auch darüber hinaus - vor allem dank auch in der Krise gefragter Cloud-Anwendungen. Im April hatte der Konzern seine Erwartungen nach unten geschraubt, da vor allem die Nachfrage nach Software-Lizenzen eingebrochen war. "Mit unseren Investitionen in strategische Wachstumsfelder sind wir zuversichtlich, dass wir gestärkt aus der Krise hervorgehen werden", sagte Luka Mucic.
July 27, 2020 at 11:38PM
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Jung, klein und teuer - Süddeutsche Zeitung
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