
Andreas Wolff donnerte seine Hand gegen den Pfosten, er schüttelte den Kopf. Soeben hatte der deutsche Nationaltorhüter das 13:16 gegen Polen hinnehmen müssen. Es war eine Frustreaktion in einem Spiel, das für reichlich Verdruss sorgte beim deutschen Team, auch wenn es eigentlich um nichts mehr ging. Bis in die Schlussphase sah es nach einer Niederlage aus, ehe die bis dahin schwachen Deutschen sich noch einmal am Riemen rissen und wenigstens das 23:23 sicherten, das Wolff mit einer Parade in letzter Sekunde festhielt.
Es war dennoch ein enttäuschender Abschied von dieser Weltmeisterschaft, an diesem Dienstag tritt das Team von Bundestrainer Alfred Gislason als Dritter seiner Hauptrundengruppe hinter Spanien und Ungarn die Heimreise an – aber summa summarum auch als Zwölfter, die schlechteste WM-Plazierung der Verbandsgeschichte, und nun auch noch mit einer Vorstellung, die über weite Strecken alles andere als Werbung in eigener Sache war.
Erleichtert – das können die Spieler darüber sein, dass sie von Corona in Ägypten verschont geblieben sind, zumindest so weit man das jetzt schon sagen kann. Zugleich aber ist ihnen auch nochmal eine ziemliche Last aufgebürdet worden. Die Spitze des Deutschen Handballbundes (DHB), Präsident Michelmann und Vizepräsident Hanning, sprach in den letzten Turniertagen unverhohlen vom Olympiasieg – und das ohne, dass sich die Mannschaft schon für Tokio qualifiziert hätte. Mitte März steht in Berlin das Qualifikationsturnier an, gegen Schweden, Slowenien und Algerien muss die DHB-Auswahl unter die zwei besten Teams kommen. Das ist machbar, aber schon auch anspruchsvoll, wenngleich das Gesicht des Teams dann vermutlich wieder ein bisschen anders aussehen wird als bei der WM, wo neun Spieler fehlten.
Gislason richtig sauer
Erfahrung wurde in Ägypten gesammelt, so richtig in den Vordergrund gespielt haben sich aber auch nur wenige, Philipp Weber als Regisseur, auch Johannes Golla. Zuletzt ging es eher darum, dass ausgerechnet die Erfahrenen und Hochdekorierten unter ihren Möglichkeiten blieben, Torwart Wolff und Kapitän Uwe Gensheimer. Für Wolff begann es am Montag eigentlich nach Maß, Gislason hatte ihm wieder das Vertrauen geschenkt gegen etliche seiner Klubkollegen aus Kielce, und gegen einen von ihnen, Moryto, wehrte er den ersten Siebenmeter ab, und den Nachwurf gleich dazu. Es war aber nur ein kurzes Aufflackern, danach hatte Wolff nicht mehr Glück als seine Kollegen. Bei Gensheimer gab es Licht und Schatten. Er verursachte zunächst zwei Siebenmeter, dafür traf er vorn zum 3:3 und 4:3, es war zugleich die erste deutsche Führung. Weil das Spiel da schon zwölf Minuten alt war, sagte das auch etwas über die bescheidene Wurfquote, fast von überall. Es stockte vorn und es haperte, wie schon im ganzen Turnier, hinten, so lag das deutsche Team bald 6:9 zurück (19.), ein Rückstand, dem es bis zur Pause hinterherlief.
Danach wurde es – nun mit Marcel Schiller für Gensheimer – erst einmal schlechter statt besser, von 11:12 auf 11:15 ging es, Gislason nahm eine Auszeit und war richtig sauer: Technische Fehler, „einer dümmer als der andere“, monierte der Bundestrainer. Mit etwas Verzögerung zeigte der Anpfiff Wirkung, sein Team arbeitete sich noch einmal heran, auch weil David Schmidt nun gute Szenen hatte. Marcel Schiller verschenkte zwei Möglichkeiten zur Führung, ehe er die dritte nutzte. Nun war alles möglich, Sieg wie Niederlage. Am Ende war das Unentschieden eher glücklich.
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