Stand: 26.05.2024 21:00 Uhr
Handball-Bundesligist SG Flensburg-Handewitt hat sich den Traum vom sechsten Gewinn eines Europapokals erfüllt. Im Finale der European League in Hamburg setzten sich die Schleswig-Holsteiner am Sonntag gegen Titelverteidiger Füchse Berlin mit 36:31 (15:14) durch.
Um 19.58 Uhr war der feierliche Moment gekommen. EHF-Präsident Michael Wiederer überreichte die Trophäe, die einen Handball im Netz zeigt, an SG-Kapitän Johannes Golla - und der stemmte sie zu den Klängen von "We are the Champions" und dem ausgelassenen Jubel seiner Mitspieler im Konfettiregen in die Höhe. Trainer Nicolej Krickau und sein Team waren am Ziel: Sie haben eine lange Zeit enttäuschend verlaufende Saison zu einer guten gemacht.
Für die SG ist es der erste europäische Titel seit 2014, als der Club die Champions League gewann. 1997 hatten die Schleswig-Holsteiner im EHF-Pokal, dem Vorgängerwettbewerb der European League, triumphiert. Der Stadt Flensburg steht nun die erste Titelfeier seit dem Gewinn der deutschen Meisterschaft 2019 bevor.
"Es ist auch ein bisschen Balsam für die Seele." SG-Kapitän Johannes Golla
"Es ist ein unfassbar schönes Gefühl, dass wir das Finale in so einer Kulisse gewonnen haben. Lukas und Johannes haben im Innenblock gekämpft wie die Schweine", sagte SG-Torhüter Kevin Möller im NDR Interview und richtete damit Komplimente an Lukas Jörgensen und Johannes Golla.
Letzterer sah den Triumph als Bestätigung für die geleistete Arbeit: "Es ist aber auch ein bisschen Balsam für die Seele, weil wir in den vergangenen fünf Jahren Jahren oft nicht weit davon entfernt waren, etwas in den Händen zu halten." Der 26-Jährige spielte damit zudem auch darauf an, dass die SG vor einem Jahr in der European League im Viertelfinale ausgeschieden war und somit beim Final Four in eigener Arena nur zuschauen durfte.
Nach dem Finale in Hamburg war Golla einfach nur "sehr glücklich, dass wir den Fans etwas zurückgeben konnten, weil sie uns Jahr für Jahr extrem unterstützen. Sie haben uns auch an diesem Wochenende so nach vorne gepeitscht. Aus unserer Ecke kam eine überragende Stimmung - das hat uns Extraprozente gegeben."
Flensburg-Handewitt kämpft sich hinein in die Partie
Das Finale vor 10.050 Zuschauern in Hamburg benötigte keinerlei Anlaufzeit. Es ging sofort mit hoher Intensität hin und her. Auf zweimalige Drei-Tore-Rückstände (1:4, 2:5) reagierte die SG mit Konsequenz im Abschluss. Vor allem der dänische Linksaußen Emil Jakobsen tat sich hervor, der in der ersten Viertelstunde seine drei Würfe allesamt im Füchse-Gehäuse unterbrachte. Lasse Möller brachte die Schleswig-Holsteiner mit einem fulminanten Wurf aus dem linken Rückraum mit 8:7 (18.) in Führung.
Allerdings ließen sich die Hauptstädter weder durch den Zwischenspurt des Gegners noch von einem verworfenen Siebenmeter von Hans Lindberg im Duell mit SG-Torwart Kevin Möller aus der Bahn werfen. Der dänische Ausnahmespieler Mathias Gidsel lenkte unter den Augen seines Nationaltrainers Nikolaj Jacobsen stark das Spiel der Füchse und erzielte dabei im ersten Durchgang auch selbst fünf Tore.
Weniger erfolgreich war Teamkollege Lindberg, der wenige Sekunden vor der Pausensirene mit einem weiteren Siebenmeter an Kevin Möller (Paradenquote in Durchgang eins: 33 Prozent) scheiterte. Flensburg ging mit einer 15:14-Führung in die Kabine.
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Zuerst Rote Karte für Marsenic, dann für Gottfridsson
Der Wiederbeginn war für einen SG-Profi extrem schmerzhaft - Simon Pytlick. Als der Däne am Kreis zum Sprungwurf ansetzte, riss Berlins 2,03-Meter-Abwehrhüne Mijajlo Marsenic seine linke Hand nach oben und traf in dieser Bewegung Pytlick eindeutig am Kinn. Die folgerichtige Entscheidung: Rote Karte für den serbischen Kreisläufer (32.).
Die SG setzte sich danach auf 19:16 (36.) ab, doch nur wenige Sekunden später schwächten sich auch die Schleswig-Holsteiner selbst. Spielmacher Jim Gottfridsson sah nach einem Ellenbogen-Einsatz gegen Gidsel ebenfalls die Rote Karte (36.). Die Frage lautete nun: Welcher Ausfall würde schwerer wiegen?
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SG setzte sich Mitte der zweiten Hälfte ab
Zwölf Minuten vor der Schlusssirene ließ sich sagen: Berlin! Die Füchse lagen mit 24:27 zurück - was auch damit zu tun hatte, dass Torhüter Dejan Milosavljev lediglich punktuell ein Rückhalt war. Etwa, als Pytlick allein auf ihn zustürmte und er mit einem Reflex einen Vier-Tore-Rückstand verhinderte. Andererseits kassierte der Serbe auch zu viele leichte Gegentore. Füchse-Trainer Jaron Siewert beorderte nach dem 26:30 Lasse Ludwig zwischen die Pfosten. Flensburgs Johan Hansen legte aber fix zum 31:26 (52.) nach.
Flensburgs Jakobsen zum MVP des Turniers gewählt
Als Lukas Jörgensen zwei Minuten vor Schluss das 34:30 erzielte, war das Finale vorzeitig entschieden. Bester Werfer der Norddeutschen war Jakobsen mit sieben Toren. Für die Hauptstädter erzielte Jerry Tollbring ebenfalls sieben Treffer. Besondere Ehre für Jakobsen: Er wurde auch zum Most Valuable Player (MVP) des Turniers gewählt.
"Die Auszeichnung ist schön", sagte Jakobsen, der aber die Teamleistung in den Vordergrund stellte. "Ich bin super stolz auf diese Mannschaft."
Rhein-Neckar Löwen holen sich Bronze
Im Spiel um Platz drei hatten sich zuvor die Rhein-Neckar Löwen gegen den rumänischen Meister Dinamo Bukarest durchgesetzt, der im Halbfinale gegen Flensburg verloren hatte. Die Mannheimer siegten verdient mit 32:31 (18:15), beste Werfer waren mit jeweils sechs Toren Jannik Kohlbacher und Niclas Kirkelökke für den Bundesligisten sowie Miklos Rosta für die Rumänen. Einen wichtigen Treffer steuerte Torhüter David Späth bei, der das 30:25 (50.) mit einem Wurf über das gesamte Feld erzielte.
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