München - Von Fuschl am See in Österreich bis zur Säbener Straße in München sind es circa 170 Kilometer, lediglich eine Stunde und 40 Minuten Fahrt mit dem Auto. Eine überschaubare Strecke. Und gefühlt liegt der Firmensitz von Red Bull seit einigen Jahren sogar noch näher an der Machtzentrale des FC Bayern.
Was einst mit dem guten Verhältnis des im Januar verstorbenen Franz Beckenbauer mit Dietrich Mateschitz, dem 2022 aus dem Leben geschiedenen Red-Bull-Gründers, begann, hat sich längst zu einer starken, stabilen Verbindung entwickelt - nicht nur im Fußball. Im September wird im Münchner Olympiapark der SAP Garden eröffnet, in dem die Bayern-Basketballer und die Eishockey-Cracks des EHC Red Bull München spielen werden. Gebaut und finanziert wurde die Multifunktionshalle von Red Bull, die beiden Klubs zahlen Miete. Und bei den Fußballern könnte es in Kürze womöglich den nächsten gewaltigen RB-Impuls geben: mit Ralf Rangnick als neuem Chefcoach.
Rangnick war das Gehirn bei Leipzigs fußballerischem Aufstieg
Der 65 Jahre alte Nationaltrainer Österreichs, der als Topfavorit auf die Nachfolge von Thomas Tuchel gilt, kann auf eine lange Red-Bull-Vergangenheit zurückblicken. Rangnick war von 2012 bis 2019 als Sportdirektor bei RB Leipzig tätig, zwischenzeitlich half er auch zweimal als Trainer aus. Zudem war er von 2012 bis 2015 Sportdirektor von RB Salzburg und von 2019 bis 2020 Head of Sport and Development Soccer bei der Red Bull GmbH. Rangnick war das Gehirn beim fußballerischen Aufstieg.
Geht noch mehr Brause-Erfahrung? Ja! Denn Bayerns Sportdirektor Christoph Freund war sogar von 2006 bis 2023 für RB Salzburg tätig, zunächst als Teammanager, dann als Sportkoordinator und später als Sportdirektor in der Zeit nach Rangnick. Und auch Sportvorstand Max Eberl sammelte von Dezember 2022 bis September als Geschäftsführer Sport bei RB Leipzig das Red-Bull-Imperium kennen. Wenn Rangnick wirklich bei Bayern unterschreiben sollte, würde aus dem FC Bayern München also immer mehr RB Bayern München werden.
Rangnick bestätigt Kontakt zum FC Bayern
Noch ist aber keine Entscheidung gefallen, auch wenn Rangnick erstmals Gespräche mit Bayern einräumte. "Es gab eine Kontaktaufnahme von Bayern München, darüber habe ich auch den ÖFB informiert", sagte der Österreich-Coach bei "90minuten.at": Wir haben ein sehr vertrauensvolles Verhältnis. Mein Fokus liegt auf der österreichischen Nationalmannschaft. Wir konzentrieren uns vollkommen auf die Europameisterschaft. Ich fühle mich hier sehr wohl. Im Moment gibt es keinen Grund, mich intensiv und konkret damit zu beschäftigen." Blitzen die Münchner etwa bei Rangnick ab?
Auf die Nachfrage, wann er sich intensiver mit der Bayern-Anfrage auseinandersetzen würde, meinte Rangnick: "In dem Moment, wo die Bayern sagen würden: Wir wollen Sie. Und dann muss ich mich fragen: Will ich das überhaupt?"
Auch im Nachwuchs ist der RB-Einfluss bereits groß
Knackpunkt könnte die Frage sein, wie viel Einfluss Rangnick auf die bayerische Kaderplanung haben würde. Der Coach soll bei den Gesprächen weitreichende Befugnisse gefordert haben - unter anderem ein letztes Wort bei Spielertransfers. Aber lassen sich Eberl und Freund darauf wirklich ein? Auch in puncto Spielphilosophie würde Bayerns Ballbesitzfußball nicht ideal zu Rangnicks Pressing- und Kontertaktik passen.
Andererseits soll die Bayern-Mannschaft im Sommer umgebaut werden - und auch im Nachwuchs ist der RB-Einfluss bereits groß. Denn neben Eberl und Freund haben Campus-Chef Jochen Sauer, Richard Kitzbichler, der an der Schnittstelle zwischen Profi- und Nachwuchsabteilung agiert, und René Maric, dem "Teamleiter Trainerentwicklung und Spielidee", ebenfalls eine Red-Bull-Vergangenheit. Im Kader stehen mit Joshua Kimmich, Dayot Upamecano und Konrad zudem ehemalige RB-Spieler. Diese RB-Basis könnte Rangnick vom Bayern-Job überzeugen - doch es müssen noch weitere Gespräche geführt werden.
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