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Bilanz der Fußball-EM in Berlin: Jetzt trommelt der Senat für Olympia - Tagesspiegel

Spanish fans arrive outside the stadium for the UEFA Euro 2024 final football match between Spain and England at the Olympiastadion in Berlin on July 14, 2024. (Photo by Kirill KUDRYAVTSEV / AFP)

© AFP/KIRILL KUDRYAVTSEV

Ein paar Probleme mit der Bahn, sonst alles sehr gut: Der Senat und die EM-Organisatoren äußern sich positiv zum Gastgeber Berlin und schauen bereits Richtung Olympia.

Eine Million Fans in der Fanzone, 426.000 Zuschauer bei den Berliner Spielen und eine positive Bilanz zur Europameisterschaft 2024: Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) und Innensenatorin Iris Spranger (SPD) haben sich für die Bewerbung Deutschlands um die Olympischen Spiele ausgesprochen – mit Berlin als Austragungsort.

„Die Fußball-Europameisterschaft war ein wunderbares Fußballfest mit spannenden Spielen und großartigen Fans aus ganz Europa“, sagte Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) am Montag dem Tagesspiegel. „Berlin hat wieder einmal gezeigt, dass es sportliche Großereignisse kompetent und sicher ausrichten kann. Das gilt auch für Großereignisse wie die Olympischen Spiele.“

Ähnlich äußerte sich Berlins Innen- und Sportsenatorin Spranger. „Wir haben mit der EM gezeigt: Berlin kann auch Olympia“, sagte sie. Berlin habe in den vergangenen Jahren sportliche Großereignisse auf höchstem Niveau durchgeführt. „Nach den Special Olympics World Games 2023 und der UEFA Euro 2024 können wir selbstbewusst sagen: Berlin steht als eine der Ausrichterstädte im Rahmen einer nationalen Bewerbung für Olympische und Paralympische Spiele bereit“, sagte die Senatorin. „Erste Gespräche mit möglichen Kooperationspartner haben wir bereits geführt, unter anderem mit Hamburg.“

Bereits Ende 2023 hatte sich der Senat offiziell für eine Bewerbung Berlins für die Olympischen und Paralympischen Spiele 2036 oder 2040 ausgesprochen. In einem „Memorandum of Understanding“ hatten sich Wegner und Spranger für eine deutsche Bewerbung stark gemacht. Darüber muss der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB). Noch 2024 sollte ein Feinkonzept dafür präsentiert werden. Am Montag erklärte ein DOSB-Specher, man entscheide sich erst Ende 2024/ Anfang 2025, welche deutschen Städte sich final für eine Olympia-Ausrichtung bewerben.

Die EM fand am Sonntag in Berlin ihren Schlusspunkt.

© Jens Kalaene/dpa

Der Vizepräsident der Berliner Industrie- und Handelskammer (IHK), Robert Rückel, sprach sich für eine Olympia-Bewerbung aus: Der „nachhaltige Imageeffekt“ von Großereignissen sei enorm. „Wenn wir also die Bevölkerung davon begeistern können: Natürlich!“

Friedhard Teuffel, Direktor des Landessportbunds Berlin, sieht in einer Olympia-Bewerbung Berlins eine große Chance, mehr Menschen zum Sport zu inspirieren. Aber: „Das ergibt nur Sinn, wenn man die Bewerbung von Anfang an mit einer Infrastrukturoffensive für den Breiten- und den Schulsport verbindet. Uns fehlen so viele Sportflächen. So wäre es auch die Anstrengung wert.“

Wegner bedankte sich am Montag insbesondere bei der Polizei und Rettungskräften. Sie hätten „dafür gesorgt, dass die Sicherheit in Berlin gewährleistet war und dass auch auf Deutschlands größter Fanmeile bis auf wenige Zwischenfälle friedlich gefeiert wurde.“

Auch Sportsenatorin Spranger äußerte sich am Montag enthusiastisch. „Auch wenn die deutsche Mannschaft im Viertelfinale leider ausgeschieden ist, ist die Sportmetropole Berlin die Gewinnerin der EM. Berlin ist die Gewinnerin der Europameisterschaft“, sagte die Senatorin bei einer Pressekonferenz. „Die Erwartungen sind übertroffen worden.“ Bei einer Telefon-Hotline für Beschwerden hätten während der gesamten EM nur 30 Personen angerufen. 

Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik sprach in ihrer Bilanz von einem „Gesamtkunstwerk aus allen Bereichen der Polizei“. Das Stadion, die Fanzonen und weitere Bereiche seien geschützt worden. Mehrfach habe die Polizei auch den Einlass in die Fanbereiche und das Olympiastadion unterstützt. Auch Spranger lobt die Zusammenarbeit der Sicherheitsbehörden – und kündigte zwei Sonderurlaubstage für die Kräfte von Feuerwehr und Polizei an, die während der EM im Einsatz waren. 

Auch UEFA-Turnierdirektor Martin Kallen zeigte sich zufrieden mit der EM und Gastgeber Berlin, insbesondere der Fanmeile. „Den Mut, das größte Tor der Welt aufzustellen, den hat nur Berlin“, sagte Kallen. „Wir von der UEFA sind immer sehr zufrieden, wenn wir in Deutschland etwas machen können.“ Bei den jahrelangen Planungen zuvor habe es mit den deutschen Behörden manchmal auch „harte Debatten“ gegeben. „Es gibt immer Sachen, die man auf beiden Seiten etwas anders sieht. Aber wenn man ein Großevent in Deutschland organisiert, ist man auf der sicheren Seite.“ 

Wenige Probleme beim Nahverkehr

Die ÖPNV-Dienstleister der Hauptstadtregion äußerten sich ebenfalls positiv zu den vergangenen Wochen. In einer gemeinsamen Pressemitteilung zogen der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB), S-Bahn und die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) eine „durchweg positive Bilanz“ zur EM. Der Transport zu den Spielen sei durch die kürzeren Takte und Aufstockungen bei Personal und Fahrzeugen „nahezu reibungslos“ abgelaufen.

Allein der Hauptbahnhof zählte pro Spieltag rund 100.000 zusätzliche Reisende. Die Berliner S-Bahn habe rund eine Million zusätzliche Fahrgäste befördert. „Berlins ÖPNV kann einfach Großveranstaltungen!“, schwärmte VBB-Geschäftsführer Martin Fuchs, „gerne wieder“, sagte BVG-Vorstandsvorsitzender Henrik Falk. 

Einzelhandel ist zufrieden

Der Mediendirektor des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Steffen Simon, war von der Deutschen Bahn nicht ganz so begeistert: Er gestand am Montag, dass es hier Probleme gegeben habe. So seien die Züge während der EM oft sehr voll gewesen – auch er habe auf dem Boden gesessen, weil seine Reservierungen wegfielen. „Aber es war trotzdem lustig, es war Ausnahmestimmung.“ Er habe das mit Schotten, Engländern, Niederländern erlebt und „wir haben etwas daraus gemacht in diesen Momenten“.  

Die Gastronomen auf der Fanmeile hatten vor dem Finalwochenende eine durchwachsene Bilanz gezogen. Die spielfreien Tage seien für die Händler „schwach bis schlecht“ gelaufen, auch der viele Regen habe ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht. 

IHK-Vizepräsident Rückel teilte diese Einschätzung nicht: „Mit Blick auf das Image des Wirtschaftsstandortes Berlin können wir sehr zufrieden sein“, erklärte er dem Tagesspiegel. „Die Bilder vom größten Fußballtor der Welt, dem Brandenburger Tor, gingen um die Welt und waren das Markenzeichen der EM außerhalb der Fußballstadien. Das zahlt auf den Standort ein und wird jahrelang wirken.“ Er hätte sich aber mehr „Flexibilität“ bei den Ladenöffnungszeiten gewünscht.

Auch Nils Busch-Petersen, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg, zog eine „durchweg positive Bilanz“. Der Umsatz bei Lebensmitteln sei während der EM um drei bis fünf Prozent angestiegen, die Sportfachhandlungen meldeten teils sogar zehn bis 15 Prozent Umsatzsteigerung. Nachgefragteste Ware: das pinke Deutschland-Trikot. (mit cla/axf/dpa)

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