Nach Deutschlands EM-Aus gegen Spanien (1:2 nach Verlängerung) drehten sich die Diskussionen vor allem um ein Handspiel von Marc Cucurella. Schiri-Experte Urs Meier klärt bei ran auf.
Von Christoph Gailer
Die deutsche Nationalmannschaft ist als Gastgeber der EM 2024 im Viertelfinale ausgeschieden. Die DFB-Elf von Julian Nagelsmann verlor in der Verlängerung mit 1:2 gegen Spanien.
Nach dem Spiel wird vor allem über eine Szene diskutiert: Ein vermeintlich strafbares Handspiel von Spaniens Marc Cucurella, für das es aber vom englischen Schiedsrichter Anthony Taylor letztlich keinen Elfmeter gab.
Schiedsrichter-Experte Urs Meier, früher selbst jahrelang unter den Top-Unparteiischen weltweit, stützt die Entscheidung Taylors.
"Es gibt ganz viele Kriterien, die dafürsprechen, dass es kein strafbares Handspiel ist", erklärte der Schweizer im Gespräch mit ran, "das hat der Schiedsrichter so auf dem Spielfeld gesehen und auch entschieden".
"Bei einem Handspiel muss man schauen, was im Reglement steht und was die Intention ist", erklärte Meier die grundsätzliche Problemstellung für die Schiedsrichter, "im Reglement steht, dass die Absicht an erster Stelle sein soll, als Zweites geht es um die Frage einer natürlichen oder unnatürlichen Bewegung bzw. Armhaltung. Weitere Kriterien sind die Distanz und die Schussgeschwindigkeit. Diese Elemente werden für die Entscheidungsfindung herbeigezogen."
Angelehnt an die Situation um Cucurella kommt der 65-Jährige daher zu einem deutlichen Resultat: "Bei der Situation mit Cucurella würde ich sagen, es war keine Absicht. Das hat auch Julian Nagelsmann bestätigt, Kimmich ebenso. Zudem muss man sagen, es ist eine natürliche Armhaltung. Der Arm ist genau dort, wo er hingehört."
Auch der Check der weiteren Kriterien spricht bei Meiers Analyse für Cucurella und gegen einen Handelfmeter: "Der Arm ist nicht abgespreizt, sondern in dieser Bewegung ist die Armhaltung natürlich. Der Schuss ist auch relativ stark, darum ist Cucurella auch nicht dazu gekommen, den Arm wegzuziehen. Der Arm schwingt nach hinten, es ist also keine Spannung drauf. Das heißt auch wieder, dass es keine Absicht war, sonst wäre der Arm stabil geblieben."
Zu der möglichen Abseitsstellung von Niclas Füllkrug im Vorfeld der Szene wollte sich Meier auf Nachfrage nicht äußern, da ihm keine klaren Bilder dazu vorliegen. Die UEFA hatte auf eine Einblendung des entsprechenden Standbils verzichtet.
Meier über Kroos: "Wäre ein Stich in mein Herz gewesen"
Neben der strittigen Elfmeter-Szene analysierte Meier auch noch die Entscheidungen von Schiedsrichter Taylor im Bezug auf Toni Kroos, der bei konsequenterer Regelauslegung wohl schon in der ersten Halbzeit mit Gelb-Rot vom Platz gestellt werden hätte können.
"Da hatte Toni Kroos Glück", sagte Meier klar, "aber das hatte er sich auch erarbeitet mit unglaublich vielen fairen Spielen in seiner Karriere". Der Real-Star kam schon in der Anfangsphase zwei Mal um Gelbe Karten herum, sah die Verwarnung letztlich erst in der 67. Minute.
Dennoch findet Meier nach Deutschlands EM-Aus und dem damit letztem Karrierespiel nur lobende Worte für den DFB-Star: "Ich möchte mir nicht vorstellen, wie Toni Kroos in seinem letzten Spiel mit Gelb-Rot vom Platz gehen hätte müssen. Das wäre ein Stich in mein Herz gewesen. Daher bin ich froh, dass es so gelaufen ist."
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